Pflanzenkohle ist ein Multi-Talent. Aber kann Pflanzenkohle auch als Futtermittel eingesetzt werden? Ja, denn schon vor langer Zeit war Biokohle ein wichtiger Bestandteil der Tierhaltung. Seit ein paar Jahren wird sie auch wieder vermehrt in dem Bereich eingesetzt und beweist ihre vielfältigen Funktionen in der Anwendung. Welche Vorteile der Einsatz von Futterkohle bringt, wie sie eingesetzt wird und was Kaskadennutzung ist, erklären wir Dir in diesem Beitrag.
Seit wann findet Pflanzenkohle in der Tierhaltung Verwendung?
Biokohlen, dazu gehören Holzkohle und Pflanzenkohle, sind verkohltes organisches Material. Sie können vielseitig eingesetzt werden, beispielweise als Bodenverbesserer und Kohlenstoffsenken. Denn bei der Verkohlung entweicht das CO2 nicht in die Atmosphäre, wie es bei der Verrottung der Biomasse geschehen würde, sondern wird in der Kohle gehalten. In den Boden eingebracht wird das darin enthaltene CO2 Hunderte Jahre gespeichert. Besonderen Einsatz finden die Biokohlen aber auch schon sehr früh in der Human- und Veterinärmedizin und als Nahrungsmittelzusatz. Nachzuweisen ist das sogar bis zurück in die Jungsteinzeit. Ein römischer Feldherr in der Zeit 300 vor Christus, erwähnte die positiven Effekte auf Tiergesundheit bereits. Erstmals schriftlich festgehalten und empfohlen wurde die Verwendung als Futterzusatz in der vorchristlichen Römerzeit. Um genau zu sein, war es Cato der ältere ca. 150 vor Christus. Erst im letzten Jahrhundert wurde die Wirkungsweise auf Tiere durch Studien belegt. Durch den enthaltenen Kohlenstoff hat Pflanzenkohle eine vielfältige Wirkung im Körper. Probleme unserer heutigen Landwirtschaft könnten durch Pflanzenkohle einen möglichen Lösungsansatz erhalten!
Futterkohle: Wofür ist sie gut?
Pflanzenkohle dient in der Tierhaltung als Siliermittel, Futtermittel, Einstreu oder als Zusatz von Gülle, Mist und Kompost. Als Futtermittel ist es dabei ein nicht verdauliches Trägermittel, welches durch die große Oberfläche die aufgenommenen Giftstoffe im Verdauungstrakt des Tieres bindet. Im Detail ist es nicht nur ein guter elektrischer Leiter, sondern kann die mikrobiellen Redoxreaktionen als Elektronen-Vermittler aufnehmen und auch abgeben. Das sogenannte „Elektronen-Hopping“ ist wichtig für den mikrobiellen Abbau von Futter. Durch die Pflanzenkohle ist es möglich, dass bei der Vermittlung von Elektronen ein Bakterium an der einen Seite eines Partikels ein Elektron abgibt und ein anderes Bakterium an anderer Stelle wieder aufnimmt. Das funktioniert wie eine Batterie, die je nach Bedarf aufgeladen oder entladen werden kann. Durch die hohe Absorptionskapazität von Pflanzenkohle wird sie für die Bekämpfung verschiedener Toxine eingesetzt. Es wurde festgestellt, dass vor allem Mykotoxine, Pflanzentoxine, Pestizide und toxische Stoffwechselprodukte von Pathogenen absorbiert werden können. Pflanzenkohle als Träger einzusetzen, um diese Gifte aus dem Verdauungstrakt zu entfernen, wird Adsorptionstherapie genannt. Sie gilt als eine der wichtigsten Methoden, um gesundheitsschädigende oder gar tödliche Wirkungen von oral aufgenommenen Toxinen zu behandeln. Sogar bereits ins Blut gelangte Schadstoffe können so von den Darmwänden entfernt werden. Wurde Futterkohle vom Tier aufgenommen und verdaut, wird diese aufgeladen und im Anschluss wieder ausgeschieden. Giftstoffe werden entfernt und es unterstützt zugleich die Verdauung der Tiere. Als prophylaktische Anwendung kann die Darmflora sogar langfristig stabilisiert und Krankheiten vorgebeugt werden.
Was ist eine Kaskadennutzung?
Kaskadennutzungbedeutet, die Pflanzenkohle vor ihrer letzten Funktion als Bodenverbesserer nochweiter zu nutzen. Diese biologische Verwendungskette ist sowohl wirtschaftlich alsauch nutzbringend. Der Prozess beginnt mit der Beimischung von Biokohle in der Silage.Folgend wird sie als Futterzusatz an die Tiere verfüttert, dann gelangt diePflanzenkohle entweder als Düngemittelträger und Bodenverbesserer direkt auf dieWeideflächen. Als Stalleinstreu findet sie ebenfalls eine gute Verwendung, dennsie kann die Ammoniakbildung hemmen und flüssige Nährstoffe festbinden, was insgesamtzu besseren Gerüchen im Stall sorgt. Flüssigkeiten werden vom Stallboden aufgesaugt,was ihn rutschsicherer macht, die Hygiene verbessert und Hufinfektionen beiTieren vermindert. Der nächste Kaskadenschritt besteht in der Güllebehandlung, welchedie Methan-Emissionen verringert. An dieser Stelle können auch Mist, Küchen-oder Gartenabfälle eingesetzt werden. Als Nächstes kommt die Kompostierung, inder die Pflanzenkohle als Zuschlagstoff verwendet wird. Zum Schluss kann sie alsPflanzenkohledünger eingesetzt werden sowie folgend als Bodenverbesserer undfür den Humusaufbau. Vermutet wird, dass mit jeder Nutzungsstufe derKaskadennutzung die poröse Oberfläche der Biokohle mit einer organischenSchicht bedeckt wird. Es entsteht eine hohe Kapazität zum Nährstoffaustauschund eine gute Fähigkeit zur Speicherung von Wasser. Mit jeder Nutzungsstufereichert sich die Pflanzenkohle weiter mit Nährstoffen an, sodass ein vollständigerNährstoffkreislauf entsteht. Pflanzenkohleaktivieren kann auch mit einer einzelnen Stufe durchgeführt werden, jedochwird sie mit jeder dazukommenden Stufe weiter aufgewertet und verbessert.
Welchen Tieren kann Pflanzenkohle zugefüttert werden?
Pflanzenkohlekann an verschiedene Tierarten verfüttert werden. Dazu gehören Schweine,Geflügel, Pferde, Rinder und Milchkühe. Tierhalter sollten dabei mit einem Tierarzt dieempfohlene Menge besprechen. Auch ist zu beachten, dass es sich dabei immer umzertifizierte Futterkohle handeln sollte.
Ist Pflanzenkohle als Futterzusatz unbedenklich?
Futterkohle findet bereits bei Wild- und Heimtieren und in der Viehwirtschaft großflächig Verwendung und auch in Tests mit unterschiedlichen Arten von Tieren wurden positive Auswirkungen verzeichnet. Man konnte bei der Verdauung, der Futtereffizienz, den Blutwerten und der Qualität der Milch und des Fleisches für den Verzehr Verbesserungen feststellen. Wenn Mensch oder Tier Pflanzenkohle essen, hilft dies bei Verdauungsstörungen und bei Vergiftungen. Die Forschung ist seit Längerem dabei, die Funktionsweisen und Auswirkungen zu untersuchen. Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb Pflanzenkohle kaufen möchte, sollte besonders auf die Qualität geachtet werden.