Immer häufiger setzen die Bauherr*innen auf alternative Bauweisen und Ressourcen, denn die Produktion von Zement hat einen großen CO2-Fußabdruck. In folgendem Artikel erfährst Du, wieso und wie genau Pflanzenkohle den Bausektor nachhaltiger gestalten kann.
Ist unser Bausektor nachhaltig?
Was genau siehst Du, wenn Du aus dem Fenster schaust? Falls Du nicht im tiefsten Wald, direkt am Strand oder vielleicht am Nordpol lebst, ist es höchstwahrscheinlich, dass Du unter anderem Folgendes sehen kannst: Beton und das darin enthaltene Zement. Würde man nach Gewicht gehen, dann ist Zement hinter Wasser die weltweit meistgenutzte Substanz. Allerdings mit einem sehr großen Nachteil: seine Umweltbilanz. Die Zementindustrie verursacht jede Menge CO2 Emissionen, insgesamt 8% der globalen Emissionen. Dies ist dreimal so viel wie der globale Flugverkehr verursacht. Wenn wir vom Klimawandel sprechen, dann denken wir oft an Autos, Transatlantikflüge, Kreuzfahrtschiffe, Viehhaltung und Kohlekraftwerke. Das ist auch alles richtig, allerdings vergessen wir, dass ein großer Teil der weltweiten CO2-Emissionen von der Zementindustrie verursacht wird und somit auch der Bausektor nicht nachhaltig ist. Wir dürfen aber auch nicht außer Betracht lassen, dass Zement unsere Welt so wie wir sie kennen, zusammenhält. Er wird als Bindemittel in Baustoffen benutzt. Vermischt mit Wasser, Sand und Kies ergibt es Beton. Verzichtet man auf den Kies und nimmt nur Wasser und Sand, entsteht Mörtel. Insgesamt vier Milliarden Tonnen Zement werden Jahr für Jahr hergestellt und verbaut. Vor allem in Länder wie China, Indien und Brasilien werden für Infrastrukturprojekte Millionen Tonnen an Zement genutzt. Wir leben jedoch in einer Zeit, in der wir es uns nicht mehr leisten können, den Klimawandel zu ignorieren. Und das betrifft auch unsere Bauweise. Gibt es also eine Alternative? Ist es möglich, die CO2-Emissionen von Baumaterialien zu verringern? Allerdings! Und die Alternative heißt Pflanzenkohle.
Wie speichert Pflanzenkohle CO2?
Pflanzenkohle hat das Potenzial zur Senkung des CO2-Gehalts in unserer Atmosphäre. Wie das funktioniert? Pflanzenkohle besteht aus verkohlter pflanzlicher Biomasse, unter anderem unbehandeltes Restholz. Pflanzen und Bäume speichern eine beträchtliche Menge an CO2 ein. Wird zum Beispiel Holz verbrannt, dann wird das gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Bei der Herstellung von Pflanzenkohle wird ein Pyrolyseverfahren verwendet. Bei diesem Prozess wird die pflanzliche Biomasse bei mindestens 400 Grad Celsius unter Sauerstoffausschluss verkohlt. Dies geschieht zum Teil in industriellen Anlagen, wo auch die entstehende Wärme und die Gase genutzt werden können. Bei diesem thermisch-chemischen Umwandlungsprozess wird das CO2 in der Kohle gebunden und gelangt so nicht mehr in die Atmosphäre.
Pflanzenkohle in Beton
Einfach erklärt bedeutet dies für die Verwendung im Bausektor: Wird einem Baustoff Pflanzenkohle beigemischt, wird er dank der Einlagerung von CO2 klimafreundlicher. Je nach Menge der eingebrachten Pflanzenkohle und des CO2-Fußabdrucks der anderen verwendeten Materialien kann so beispielsweise ein Beton entstehen, der mehr CO2 speichert, als er bei der Produktion ausstößt. Des Weiteren ist Beton mit Pflanzenkohle sogar eine CO2-Senke, denn eingebunden in einem mineralischen Bindemittel ist das Treibhausgas langfristig vor dem Abbau geschützt! Derzeit ist dieser klimafreundliche Beton noch nicht komplett erforscht, dennoch ist er bereits in Benutzung. Auch andere Baumaterialien wie Putz gibt es bereits mit dem Zusatz von Pflanzenkohle auf dem Markt. Dieser Putz soll Feuchtigkeit aus der Luft zwischenspeichern und schädliche Gase sowie unangenehme Gerüche neutralisieren können. Generell sind zukünftig vielfältige Anwendungsbereiche und Vorteile von Pflanzenkohle im Bausektor denkbar.
Eine CO₂ neutrale Stadt
Eine weit hergeholte Idee? Der Begriff „Nachhaltiges Bauen“ ist gar nicht mehr so fremd. Bis 2013 konnten schon 550 Gebäude als nachhaltige Bauwerke bezeichnet werden. Bis 2021 wurden tatsächlich über 2.600 zertifiziert. Im Grunde sollten diese Begriffe für alle Städte von wichtiger Bedeutung sein, zumal Städte auch vermehrt die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen: Hitzeperioden und Starkregen. Es gibt mehrere Optimierungsmöglichkeiten, um Städte nachhaltiger zu gestalten: der Verkehr, die Begrünung, die Energieverteilung und natürlich der Städtebau und die Gebäude. Das Konzept „Low Carbon Cities“ macht aktuell den Umlauf. Besonders in großen Städten wie China. Dort werden derzeit fast 100 Städte mit dem Konzept geplant. Hierfür gibt es allerdings noch keine festen Ziele und geplante Einsparungspotenziale. Um unsere Zukunft grüner und nachhaltiger zu gestalten, müssen wir neue Wege finden. Pflanzenkohle in den Bausektor einzubinden, gehört schon jetzt dazu!