Pflanzenkohle ist sehr vielseitig: Sowohl bei den Ausgangsmaterialien für die Verkohlung, der Qualität, der Zertifizierungen und den Verwendungszwecken. Wie Du Pflanzenkohle verwenden kannst und auf welche Siegel Du beim Kauf von Pflanzenkohle achten solltest, erfährst Du hier. Wir erklären aber nicht nur alles über die Zertifizierungen von Pflanzenkohle, sondern auch wie mithilfe von Pflanzenkohle CO2-Zertifikate entstehen!
Pflanzenkohle: Definition
Pflanzenkohle ist verkohlte Biomasse, welche durch Pyrolyse hergestellt wird: eine thermische Spaltung gasförmiger und fester Bestandteile unter Sauerstoffausschluss bei Temperaturen von 500 bis 600 Grad Celsius. Pflanzenkohle hat eine poröse Struktur und dient so als Trägermittel für Wasser- und Nährstoffe, kann aber auch Giftstoffe filtern.
Pflanzenkohle: Wie verwenden und ausbringen?
Im Garten und auf dem Feld kann Pflanzenkohle in den Boden eingebracht werden und sorgt dort für eine verbesserte Bodenstruktur und erhöhte Bodenfruchtbarkeit. Die Pflanzenkohle findet auch als Kompostierzusatz, Stalleinstreu, Träger für Düngemittel sowie Futtermittelzusatz Verwendung. Pflanzenkohle hat aber auch in der Industrie einen Nutzen, insbesondere als Zusatzstoff für Textilien, Baumaterialien und Kunststoffen. So findet man Pflanzenkohle vermehrt in Betonblöcken.
Verwendet man Pflanzenkohle für den Boden, so muss diese erst mit Nährstoffen aufgeladen werden, beispielsweise durch die Vermengung mit organischem Dünger, Kompost oder Tiermist. Aktivierte Pflanzenkohle kannst Du ganz einfach anwenden: kleinere Mengen in das Pflanzloch geben oder Terra Preta selbst herstellen und großflächig ausbringen.
Durch die Vielseitigkeit von Pflanzenkohle werden spezifische Qualitäten erforderlich. Nur mit Zertifizierungsparametern und Kontrollen kann eine sichere Verwendung von Pflanzenkohle in unterschiedlichen Bereichen sichergestellt werden. Um der Wahl einer qualitativ schlechten zu entgehen, kannst Du zertifizierte Pflanzenkohle kaufen.
Was ist das Europäische Pflanzenkohle Zertifikat?
Das internationale European Biochar Certificate, abgekürzt EBC, bildet seit dem 1. Januar 2012 die Grundlage der Zertifizierung von Pflanzenkohle weltweit. Entwickelt wurde es vom Ithaka Institut und es ist im Besitz von Carbon Standard International, einer Schweizer Institution.
Der Zertifizierungsprozess für Pflanzenkohle hat sich entwickelt, da veraltete Herstellungsmethoden hinsichtlich der Umweltbilanz ungenügend waren. Durch moderne Pyrolyseanlagen wurde die Herstellung von Pflanzenkohle nachhaltig: ohne Belastung für die Umwelt, ohne fossile Brennstoffe zur Energieversorgung, Synthesegase bei der Produktion werden abgefangen und Emissionsgrenzwerte eingehalten. Dies gilt es durch Zertifizierung und einhergehenden Kontrollen und Transparenz sicherzustellen. Auch die verwendeten Ausgangsmaterialien haben einen großen Einfluss auf die Qualität der gewonnen Biokohle. Deshalb legen die EBC-Richtlinien nicht nur Parameter für den Prozess der Pflanzenkohle Herstellung fest, sondern auch die zu verwendbaren Biomassen. So darf beispielsweise für die Herstellung von zertifizierter Futterkohle nicht jede Art von Biomasse verwendet werden.
Außerdem gibt es für die in der Pflanzenkohle erlaubten Schadstoffe kritische Richtwerte und für Schwermetalle gelten klare Grenzwerte. Bei der Verkohlung treten ungewollte Verbindungen auf, welche Polyzyklische Aromatische Kohlenstoffe (PAK) genannt werden. Zertifizierte Biokohle darf höchstens 4 mg/kg PAK beinhalten, denn nur bei dem geringen Anteil kann sichergestellt werden, dass es nicht an die Umgebung abgegeben wird und somit Mensch und Tier schadet. Das Europäische Pflanzenkohle Zertifikat setzt sich immer mehr als Standard durch und sollte auch für Dich ein Kriterium sein: Ganz klar Pflanzenkohle EBC kaufen!
Bio-zertifizierte Pflanzenkohle: Gibt es das?
Da Pflanzenkohle kein Lebensmittel ist, finden sich auf den Verpackungen keine bekannten Bio-Siegel. Dennoch gibt es die Möglichkeit, Pflanzenkohle Bio zertifizieren zu lassen, und zwar mit unabhängigen Zertifizierungsinstituten wie „easycert“. Eine Bio-Zertifizierung erlaubt die Verwendung im ökologischen Landbau und garantiert biologische Ausgangsmaterialien, geprüfte Prozesse und Kontrollen.
Seit dem Jahr 2020 ist die Verwendung von Pflanzenkohle aus ausschließlich pflanzlicher Biomasse im EU-Biolandbau zugelassen. Reine Pflanzenkohle und bio-zugelassene Produkte mit Pflanzenkohle, wie beispielsweise unseren Bio Bodenverbesserer und Bio Flüssigdünger dürfen in den Boden eingebracht werden. Futterkohle darf in der ökologischen Viehwirtschaft noch nicht zum Einsatz kommen.
Seit Januar 2022 ist Pflanzenkohle zur Einbringung in den Boden, also als organischer Dünger und als Mulchmaterial im Bioverband Demeter zugelassen. Der Verband bezieht sich genau wie der EU-Biolandbau auf die Richtlinien des EBC wenn es um die Grenzwerte des PAK-Gehalts und Schwermetalle geht.
Pflanzenkohle: Biolandbau ist es wichtig, dass von der genutzten Kohle kein Schaden für Umwelt, Mensch und Tier ausgeht. Bio-zertifizierte Produkte mit Pflanzenkohle und zertifizierte reine Pflanzenkohle haben also eine ausgezeichnete Qualität und sind immer geprüft. Dazu zählen auch alle Produkte in unserem Wundergarten-Onlineshop, denn wir sind EBC und biologisch zertifiziert.
CO2 & Pflanzenkohle: Wie hängt das zusammen?
CO2 wird von Pflanzen aus der Atmosphäre aufgenommen und beim Verrotten normalerweise wieder ausgestoßen. Wird die pflanzliche Biomasse allerdings verkohlt, dann entsteht eine Pflanzenkohle CO2-Bindung. Wird Pflanzenkohle in den Boden eingebracht oder auf anderem Wege langfristig von der Atmosphäre abgeschlossen, beispielsweise innerhalb von Beton, dann wird das enthaltene CO2 mehrere Jahrhunderte gespeichert.
Alles Wissenswerte über CO2-Zertifikate
Klimaneutrale Produkte und Unternehmen zeichnen sich mit dem Klimaneutral Siegel aus. Es bedeutet, dass entweder keine klimaschädlichen Emissionen verursacht werden oder, wie in den meisten Fällen die erzeugten Emissionen ausgeglichen werden. Dabei kommen die bekannten CO2-Zertifikate ins Spiel. Firmen erhalten für die Menge an CO2, die sie ausstoßen dürfen, sogenannte Kohlendioxid-Emissionszertifikaten der Europäischen Union. Alles, was sie darüber hinaus an umweltschädlichen Treibhausgasen produzieren, müssen die Unternehmen auf eigene Kosten mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten ausgleichen. Diese werden sogar an der Börse gehandelt und sind daher vom Preis variabel. Im Schnitt kostet es 50 Euro/Tonne CO2. Zu bedenken ist, dass die Kosten der Zertifikate immer unter den Kosten der Strafe liegen müssen, die ein Unternehmen zahlen müsste, wenn er seine Treibhausgase nicht kompensieren würde. Diese Strafen belaufen sich auf etwa 100-160 Euro/Tonne CO2.
Was bedeutet klimapositiv?
Ist ein Produkt oder Unternehmen klimapositiv, dann werden mehr Treibhausgase ausgeglichen als ausgestoßen wurden. Dies ist eine freiwillige Kompensation von Unternehmen, weil sie nachhaltig wirtschaften möchten oder dies für Werbezwecke nutzen. Diese Möglichkeit besteht beispielsweise durch das Investieren in Klimaprojekte wie das Pflanzen von Bäumen. Zahlreiche Anbieter online vertreiben diese projektgebundenen CO2-Zertifikate und es spielt dabei keine Rolle, in welchem Land der Ausgleich stattfindet. Wie auch Bäume speichert Pflanzenkohle CO2. Aus diesem Grund gibt es Projekte, die Pflanzenkohle in die Erde bringen, um dort das Treibhausgas langfristig zu speichern. Für diese Projekte gibt es dann spezielle CO2-Senken-Zertifikate, die ein Unternehmen erwerben kann, weil das CO2 im Boden gespeichert und nicht nur ausgeglichen wird. Bei freiwilligen Zertifizierungen gilt: CO2 Zertifikate aus dem Ausland sind günstiger und es wird preiswerter, je größer die Mengen. In der Regel kostet eine durch Pflanzenkohle langfristig gespeicherte Tonne CO2 etwa 130-150 Euro.
Was sind die Voraussetzungen für CO2-Senken Zertifikate mit Pflanzenkohle?
Die Senken basierten CO2-Zertifikate mit Pflanzenkohle sind immer mehr im Kommen, trotzdem noch nicht weit verbreitet. Dies liegt daran, dass weiterhin geforscht wird und der gesamte Prozess vom Ausgangsmaterial für die Kohle bis hin zur Einbringung alle Schritte geprüft und zertifiziert werden müssen und die genaue Speicherzeit des CO2 nachgewiesen werden muss.
Voraussetzung für die meisten Zertifikate ist, dass nur Pflanzenkohle mit dem Europäischen Pflanzenkohle Zertifikat verwendet werden darf. Daten zur Herstellung müssen bekannt sein, um den CO2 Verbrauch beim gesamten Herstellungsprozess miteinrechnen zu können. Es dürfen nur bestimmte nachhaltige Materialien verkohlt werden. Das Senkenprojekt muss die Bedingung der Zusätzlichkeit erfüllen. Dies bedeutet, dass eine Senke nur durch den Anreiz des Verkaufs von CO2-Zertifikaten geschaffen werden darf. Projekte, die Emissionen senken und bereits aus sich heraus wirtschaftlich sind, kommen daher für die CO2-Zertifizierung nicht in Frage!