Mit der Verwendung von Pflanzenkohle bietet sich die Möglichkeit, eine nachhaltigere Art der Landwirtschaft zu betreiben und klimafreundlich zu Gärtnern: Und das mit einer gleichen oder gar höheren Ernte. Dieses Potenzial sollte genutzt werden, doch es ist nicht nur mit dem Pflanzenkohle kaufen getan. Wie die ersten Anwendungen in der Landwirtschaft aussahen, wie viel für welche Kulturen überhaupt eingesetzt werden kann und was das für Landwirte und Gärtner bedeutet, erläutern wir Dir in diesem Artikel.
Pflanzenkohle und die Geschichte der Anwendung
Pflanzenkohle ist verkohlte Biomasse, die durch ihre poröse Oberfläche als Trägermittel in den Boden eingebracht werden kann. Bei der Verkohlung der Pflanzenüberreste wird das enthaltene CO2 gebunden und gelangt nicht mehr in die Atmosphäre zurück. Die Pflanzenkohle sorgt für eine lang anhaltende Speicherung der Nährstoffe mit wenig Nährstoffverlust, eine hohe Fruchtbarkeit des Bodens und eine verbesserte Bodenstruktur. Wasser kann länger gehalten werden und es gibt noch viele weitere Vorteile, die das aktive und vielfältige Bodenleben herbeiführen.
Die Ursprünge dieser Beobachtungen liegen bereits 500 bis 2000 Jahre zurück. Diese wurden beispielsweise bei den Böden in Brasilien oder Neuseeland gemacht, wo oft über 100 Tonnen Pflanzenkohle pro Hektar enthalten sind. Pro Quadratmeter wären das eine knapp gefüllte Schubkarre mit Pflanzenkohle. Von diesen Erkenntnissen wurde abgeleitet, dass es die große Menge an Pflanzenkohle ausmacht, die für den fruchtbaren Boden sorgt. Jedoch gab es dafür nie echte Belege.
Da früher vermutet wurde, dass nur viel Pflanzenkohle einen Mehrwert bot, wurde die Einbringung von 10 bis 50 Tonnen Pflanzenkohle pro Hektar als sinnvoll angesehen. Für den Landwirt hätte dies bedeutet, mit 5 Sattelschleppern zu seinen Feldern zu fahren, um dort Pflanzenkohle abzuladen und aufzubringen. Die damit verbundenen hohen Kosten standen nicht im Verhältnis zum möglichen Vorteil der Einbringung. Die Theorie und die ihr gegenüberstehende Praxis standen so weit auseinander, dass es fast dazu führte, dass der Einsatz von Pflanzenkohle von Landwirten komplett verworfen wurde. Obwohl so die Schließung einiger landwirtschaftlichen Stoffkreisläufe möglich gemacht wird. Für die Herstellung von 50 Tonnen Pflanzenkohle werden 250 Tonnen Biomasse benötigt, was als Referenz 180 hundertjährige Fichten sind. Dass so viele Bäume vor 500 bis 2000 Jahren mit der Hilfe von Äxten gefällt, verkohlt und auf die Felder ausgebracht wurden, ist nicht sehr wahrscheinlich. Möglich ist jedoch, dass 2 bis 3 Fichten pro Jahr für diesen Zweck verwendet wurden. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass es 60 bis 100 Jahre gedauert hat, bis ein Feld mit einer solch großen Menge an Biokohle pro Hektar bestellt war.
Die Alternative, keine Bäume zu verkohlen, liegt nahe: Nach der Ernte können 5 bis 15 Tonnen Restbiomasse pro Hektar übrigbleiben. So können eine Tonne pro Hektar oder 500 ml pro Quadratmeter für die Flächen verwendet werden.
Wie viel Pflanzenkohle pro m2 wird benötigt?
Der wichtigste Hinweis bei der Anwendung von Pflanzenkohle ist klar: Pur sollte sie nicht verwendet werden, da es so tatsächlich zu Einbußen im Ertrag kommen kann. Da Pflanzenkohle ein Trägermittel ist, würde sie, statt Nährstoffe abzugeben, dem Boden zuerst Nährstoffe entziehen, um sich aufzuladen. Um dies zu vermeiden, sollten Gärtner ihre Pflanzenkohle aktivieren, also mit Nährstoffen anreichern. Dies funktioniert beispielsweise durch die Vermengung mit organischem Dünger, Kompost oder Tiermist.
Die benötigte Menge Pflanzenkohle hängt vom Bodentyp als auch von der Art der Verwendung ab. Anders als früher geglaubt, hilft viel nicht immer viel. Es gibt verschiedene Empfehlungen, an denen sich orientiert werden kann. Diese gehen von um die 6 bis 15 % Pflanzenkohle aus. Bei der Anwendung für Kübelpflanzen sind das 60 bis 150 ml pro Liter Erde. Für Beete 2 bis 5 Liter pro Quadratmeter. Wird kompostierte Pflanzenkohle verwendet, kann die Rate der Applikation erhöht werden.
Je nach Pflanzendichte kommt die Menge, die verwendet werden sollte, zustande. Für 4 Tomaten Pflanzen pro Quadratmeter würden beispielsweise ungefähr 25 g, also 125 ml oder eine Handvoll für jede einzelne Pflanze entsprechen. Die Einbringung des Nährstoffspeichers erspart das ständige Tomaten düngen. Für Kürbisse mit einer Pflanze auf 2,5 Quadratmetern sind das 300 ml für jede Pflanze. Bei Bäumen kann alle drei Jahre die dreifache Menge eingebracht werden. Beträgt die Pflanzendichte 10 Quadratmeter für einen Baum, dann wären das 5 Liter Pflanzenkohle pro Jahr und 15 Liter alle drei Jahre. Aktivierte Pflanzenkohle ist nämlich ein idealer Dünger für Bäume, der durch seinen Wasserspeicher auch Stadtbäumen bei Trockenstress helfen kann! Man kann ungefähr sagen, dass die benötigte Menge für Pflanzenkohle mit 100 g bzw. 500 ml pro Quadratmeter angesetzt werden kann.
Pflanzenkohle in der Landwirtschaft
Wird Pflanzenkohle auf einem ganzen Feld verteilt und in den Boden eingearbeitet, verdünnt sie sich stark. Deswegen sollten lieber kleinere Mengen direkt an die Wurzeln der einzelnen Pflanzen gebracht werden. So profitieren auch nur die angepflanzten Kulturen und keine Beikräuter.
Wachsen etwa 40.000 Pflanzen pro Hektar, reichen eine Tonne Pflanzenkohle pro Hektar aus. Somit wird jede Pflanze mit 25 Gramm Pflanzenkohle, was ungefähr eine Handvoll ist, angereichert. Müssen größere Flächen versorgt werden, können Drucklanzen oder Pfluggeräte bei der Ausbringung helfen.
Pflanzenkohle im Garten
Im Garten können vor dem Pflanzen oder Aussäen Löcher im Beet ausgehoben werden, in die dann die aktivierte Pflanzenkohle gegeben wird. Anschließend wird sie mit Erde vermischt und das Pflanzloch mit Erde verschlossen. Dann kann darauf ausgesät oder gepflanzt werden. Haben die gesäten Pflanzen ein gutes Wurzelwerk entwickelt, können sie an das Pflanzenkohlesubstrat gelangen und vom dortigen Nährstoff- und Wasserreservoir profitieren. Bei der Anwendung im Garten sollten die Kohlenstaubpartikel eine Größe zwischen 3-5 mm haben. Es können mehr Nährstoffe aufgenommen werden, je kleiner die Kohlestruktur ist.
Wie tief sollte Pflanzenkohle in den Boden eingearbeitet werden?
Die Tiefe variiert je nach Kultur, die ausgesät wird. Für Kürbispflanzen und Kartoffeln ist eine Tiefe von 15 bis 25 cm angebracht, für Zwiebeln und Radieschen 4 bis 10 cm. Für Dauerkulturen, beispielsweise Rebstöcke, werden 30 bis 40 cm empfohlen. Und auch bei der Pflanzung von Bäumen wird im Umkreis der Baumkrone in dieser Tiefe gegraben.