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Einstreu mit Pflanzenkohle

Einstreu mit Pflanzenkohle

Kann Pflanzenkohle auch als Einstreu-Zusatz verwendet werden? Und ob! Pflanzenkohle hat sehr viele Einsatzmöglichkeiten und vor allem für Tierhalter bietet die Verwendung einige Vorteile. In Europa werden aktuell ungefähr 90% der Pflanzenkohle vorrangig in der Tierhaltung eingesetzt. Das kommt mitunter daher, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb Pflanzenkohle auf die verschiedensten Arten einsetzen kann. Darunter als Zusatz zum Futter, dann Futterkohle genannt, Mist- und Gülleaufbereitung und auch als Einstreuzusatz im Stall. Im Folgenden erklären wir Dir, wie die Nutzung als Zusatz im Einstreu genau funktioniert und warum jeder Tierhalter die Ausbringung in Betracht ziehen sollte!

Wofür ist Einstreu gut?

Tiere sind in ihrer Unterbringung mit ihren Ausscheidungen in ständigem Kontakt, wodurch sie auch ständig den Fauldämpfen und den sich vermehrenden Mikroben ausgesetzt sind. Im Kot befinden sich schwer verdauliche Ballaststoffe und im Urin Abbauprodukte des Stoffwechsels wie zum Beispiel Stickstoff und Phosphor. Vermischen sie sich miteinander, haben Bakterien eine optimale Grundlage, sich zu vermehren. Dies führt zu Fäulnis und zu sich entwickelnden Mikroorganismen sowie Gasen. Bei Hühnern können durch feuchte Einstreu auch Entzündungen der Fußballen entstehen, da es die Sohlenhaut der Tiere angreift. Trockene Einstreu ist deshalb essenziell für die Gesundheit der Tiere! Ein Material, welches die Ausscheidungen am Boden bindet, ist also notwendig. Dafür sollte für die flüssigen Ausscheidungen ein saugfähiger Untergrund verwendet werden, damit diese von den festen getrennt bleiben. Dafür wird meist Stroh ausgelegt, obwohl die Saugfähigkeit sehr niedrig ist, sodass die Trennung nicht ganz möglich ist. Die Lösung: Unter dem Stroh eine dicke Schicht Kompost, Pflanzenkohle und eine Mischung aus Tonmineralien, sogenannte Bentonit. Diese Anwendung funktioniert ähnlich wie auf der Weide, wo flüssige Ausscheidungen von der Erde aufgenommen werden und die festen austrocknen und zersetzt werden.

Eigenschaften von Pflanzenkohle als Einstreu

Die eingesetzte Pflanzenkohle wirkt hier wie ein Schwamm, denn sie nimmt bis zu dem Fünffachen des Eigengewichts an Flüssigkeit auf, was für einen trockenen Boden sorgt. Die Feststoffe werden hingegen zersetzt, kompostiert und in Humus verwandelt. Die Pflanzenkohle im Stall lädt sich mit den Nährstoffen auf, was später auch für die Verwendung als Dünger nützt, vermindert Gerüche und Fäulnis sowie Krankheitserreger und fürs Klima schädliche Gase. Die Fähigkeit von Pflanzenkohle Flüssigkeiten aufzunehmen und diese zu binden, macht sie optimal in der Verwendung als Einstreu.

Welche Vorteile bietet Pflanzenkohle als Einstreu?

Die Tiere können bei der Verwendung von Pflanzenkohle auf dem Untergrund besser aufstehen, da sie auf keinem nassem Einstreu wegrutschen. Die Füße und Atemwege der Tiere sind gesünder, das allgemeine Tierwohl verbessert sich und es besteht insgesamt ein gutes Stallklima. Das Faulen wird durch die antibakterielle Wirkung niedriger, Gerüche werden gebunden und eine reine Luft entsteht. In der Unterbringung der Tiere riecht es statt der üblich muffigen Luft nun nach Holz und Erde. Es riecht wie im Wald. Durch die hohe Oberfläche von Pflanzenkohle kann auch Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Methan gebunden werden. Dies führt dazu, dass Krankheiten eingedämmt werden können.

Die Flächen, auf denen sich die Tiere befinden, lassen sich auch leichter vom Mist befreien, sodass beispielsweise eine Pferdebox in nur wenigen Minuten fertig ist. Es kann entweder eine Mischung der Materialien verwendet werden oder in verschiedenen Schichten aufgebracht werden. Dann reicht es aus, wenn die oberste Schicht ausgewechselt wird, sobald diese feucht ist. Die untere Schicht kann bis zu einem Jahr liegen bleiben. Die Zeitersparnis ist dabei erheblich.

Außerdem ist sowohl Kohle als auch Kompost etwas günstiger als Stroh und Späne. Statt 40 Kubikmeter Späne und 3 Rundballen Stroh für 14 Tage wird vom Kohle-Mix 50 Kubikmeter benötigt. Diese Menge reicht für 4 bis 6 Wochen. Die hohe Absorptionsfähigkeit von Pflanzenkohle ermöglicht es, den Einsatz von Kalk in der Einstreu zu reduzieren, wodurch der pH-Wert der Einstreu und der Gülle gesenkt wird, was wiederum zu einer Verringerung der Ammoniakemissionen führt. Es entsteht durch die Integration von Pflanzenkohle also auch ein geringerer Materialaufwand. Insgesamt können die Bedingungen in der Haltung von Tieren in Stallungen deutlich verbessert werden. Sowohl für die Tiere als auch für den Menschen.

Pflanzenkohle im Hühnerstall

Auch bei Hühnern führen die nährstoffreichen und feuchten Fäkalien im Stall zu der Vermehrung von pathogenen Mikroorganismen. Hinzu kommt, dass die Zersetzung der Exkremente zu einer erheblichen Emission von Ammoniak führt. Das streng riechende Gas ist für die Tiere schädlich, denn es reizt die Schleimhäute, greift die Lunge an, schwächt das Immunsystem und reichert sich sogar im Blut an. Neben den Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere verschlechtert sich auch die Leistung der Tiere erheblich. Durch die Einbringung von Pflanzenkohle sinkt auch der Feuchtigkeitsgehalt und die Ammoniakbelastung im Stall. Dies mindert das Risiko von Fußballenerkrankungen bei Hühnern. Bestehende Infektionen der Füße beginnen zu heilen. Die Widerstandsfähigkeit der Tiere steigt, was sich positiv auf die Vitalität, die Eierproduktion und das Gewicht auswirkt.

Hahn im Stall

Wie funktioniert der Einsatz von Pflanzenkohle im Stall?

Bei der Einbringung von Pflanzenkohle kann es zu Bedenken bezüglich der Staubbildung kommen, welches die Atemwege der Tiere nicht vertragen. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn die Kohle allein verwendet wird. Dann sollte sie in jedem Fall vorher angefeuchtet werden, um Staubbildung zu vermeiden. Es empfiehlt sich, je nach Art der Einstreu 5-10% Pflanzenkohle mit der üblichen Einstreu zu vermischen. Bei Verwendung von Strohpellets oder Silage als Einstreu wird die Pflanzenkohle am besten bereits bei der Herstellung hinzugegeben. Wird Pflanzenkohle mit Kompost genutzt, entsteht ebenfalls eine optimale Einstreu für Tiere. Bei der Verwendung kommt es trotzdem auch auf das Verhältnis und auf die Größe des Materials an. Bei einer zu groben Mischung können Flüssigkeiten schlechter aufgenommen werden, wodurch es im Stall nass bleibt. Ist sie jedoch zu fein, verwandelt sie sich bei Kontakt mit Flüssigkeiten zu Matsch. Um dem entgegenzuwirken, sollten ungefähr 10% Pflanzenkohle auf das restlich eingesetzte Material kommen. Eine dicke Schicht von ungefähr 15 bis 20 Zentimeter wird von der Mischung auf dem Boden verteilt. Wird dabei Kompost verwendet, sollte dieser bereits gereift sein, da er sich sonst zu sehr aufheizen kann. Des Weiteren kann Gesteinsmehl und Tonerde unterstützend für die Komplexbildung organischer Substanzen und der Pflanzenkohle wirken.

Kann Stalleinstreu mit Pflanzenkohle weiterverwendet werden?

Pflanzenkohle ist ein ideales Trägermittel für Nährstoffe und Wasser und bringt deshalb viele Vorteile bei der Einbringung in den Boden. Man muss allerdings die Pflanzenkohle aktivieren, indem in der vorherigen Nutzung Stoffe vorhanden sind, die von ihr aufgenommen und gebunden werden können. Durch die Nutzung der Pflanzenkohle in der Tierhaltung wird sie automatisch mit Mist und den darin enthaltenen Nährstoffen, Wasser und Mikroorganismen aufgeladen. Durch diese mehrfache Nutzung, auch Kaskadennutzung genannt, entsteht eine Art Terra Preta und humusfördernder wertvoller Dünger. Damit können Pflanzen auf den Feldern genährt werden. Die gespeicherten Nährstoffe werden nicht ausgewaschen, sondern bleiben durch die Pflanzenkohle im Boden enthalten und werden bedarfsgerecht an die Pflanzen abgegeben.